Erich Kästner, Weimar und die Frage nach Frieden
- MenschheitsFamilie

- 28. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Ein Wochenende auf dem "Festival"
Am Wochenende war ich in Weimar – jener Stadt, die wie kaum eine andere für die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte steht. Dort, wo einst Dichter und Denker die humanistische Idee von Bildung und Kultur prägten, dort, wo die erste deutsche Demokratie entstand – und dort, wo sie auch unterging.
Bei dieser Veranstaltung zitierte der Schauspieler und Kaberettist Uwe Steimle Erich Kästner. Kästner, der „doppelte Kästner“, der Kinder wie Erwachsene zugleich erreichte: mit liebevollen Geschichten über Emil, Pünktchen oder das doppelte Lottchen – und mit bitter-ironischen Versen über seine Zeit, die er als „geistige Umnachtung“ erlebte.
Zwei Gedichte aus den Jahren 1931 und 1932 wirken heute fast unheimlich aktuell:
In „Große Zeiten“ (1931) schrieb er:
„Wer warnen will, den straft man mit Verachtung. Die Dummheit wurde zur Epidemie. So groß wie heute war die Zeit noch nie.Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.“
Und in „Marschliedchen“ (1932) heißt es:
„Ihr liebt die Leute, die beim Töten sterben. Und Helden nennt ihr sie nach altem Brauch; denn ihr seid dumm, und böse seid ihr auch.Wer dumm und böse ist, rennt ins Verderben.“
Kästner schrieb dies, als die Weimarer Republik in ihren letzten Zügen lag. Seine Worte sind keine historische Fußnote – sie sind eine Warnung: wie schnell Gleichgültigkeit, Parolen und Feindbilder die Vernunft verdrängen können.
Was bedeutet das für uns heute?
Auch heute erleben wir eine wachsende Polarisierung:
Debatten werden schärfer, Zwischentöne gehen verloren.
Wer differenziert oder mahnt, wird rasch verlacht oder an den Rand gedrängt.
Komplexe Probleme verlangen nach Geduld und Dialog – doch einfache Parolen wirken oft verführerischer.
Nein, wir sind nicht in den 1930er Jahren. Aber die Dynamiken, die Kästner beobachtete, erinnern uns daran, wie gefährlich es ist, wenn Gesellschaften den Respekt vor Differenz verlieren.
Brücken bauen – nicht Gräben ziehen
Genau darum geht es uns in den Veranstaltungen, die wir in den kommenden Wochen organisieren:
📍 Am 27. Oktober in Dallgow-Döberitz: Podium „Frieden und Sicherheit in Europa – MIT Russland“ Mit Sergej Netschajew, dem Botschafter der russischen Förderation, sowie Petra Erler und Jan Opielka wollen wir ausloten, wie ein europäischer Sicherheitsrahmen aussehen könnte, der nicht auf Konfrontation, sondern auf Kooperation setzt. Moderiert wird das Gespräch von Patrick Baab.
📍 Am 22. November in Dallgow-Döberitz: Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz „Russland und der Westen – eine schwierige Beziehung“. Die langjährige ARD-Korrespondentin in Moskau erklärt, warum die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen komplexer ist, als es die Schlagzeilen vermuten lassen – und warum es sich lohnt, tiefer hinzuschauen.
Beide Abende sind Teil derselben Haltung: Wir wollen Räume öffnen, in denen zugehört, gefragt und gestritten werden darf – ohne vorgefertigte Feindbilder.
Kästners Mahnung an uns
Kästner selbst hat nach 1945 gesagt: „Die Ereignisse von damals hätten verhindert werden können. Aber man ließ es geschehen.“Diese Worte hallen nach.
Gerade deshalb wollen wir heute nicht schweigen, sondern fragen:
Welche Wege führen aus der Eskalation heraus?
Welche Rolle kann Dialog spielen, wo Waffen und Sanktionen dominieren?
Und wie können wir als Gesellschaft verhindern, dass sich die Spirale von Feindbildern immer weiterdreht?
Einladung
Wir laden Sie ein, Teil dieses Dialogs zu sein – nicht als Zuschauer, sondern als Mitdenkender, Mitfragender, Mitgestalter.
Denn Frieden beginnt nicht mit großen Verträgen, sondern mit dem Mut zum Gespräch.
👉 Jetzt dabei sein
📍 22. November 2025 | Dallgow-Döberitz, Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz:„Russland und der Westen – eine schwierige Beziehung“
📍 27. Oktober 2025 | Dallgow-Döberitz, Podiumsdiskussion:„Frieden und Sicherheit in Europa – MIT Russland“ Mit Sergej Netschajew, Petra Erler und Jan Opielka
Moderation: Patrick Baab





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