Gastbeitrag: 5. Symposium Falkensee
- MenschheitsFamilie
- 4. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Provokante Thesen und ein Mix aus Kultur
Beim 5. Symposium Falkensee gab es neben hochkarätigen Rednern diesmal auch ein Unterhaltungsprogramm:
Was sind Pfützen, woraus bestehen sie und warum verschwinden sie? Solange es in Berlin ein „Institut für Pfützologie“ gibt, das sich diesen Fragen widmet, sei doch alles halb so schlimm. Mit diesen und anderen Feststellungen sorgte Kabarettist Uli Masuth, auf der Bühne meist lässig ans Piano gelehnt, immer wieder für Heiterkeit.
Rund 200 Menschen hatten sich an diesem sonnigen 27. April zum 5. Symposiums in der Falkenseer Stadthalle zusammengefunden, um sich den Herausforderungen unserer Zeit zu widmen. Erstmals hatte Veranstalterin Daniela Schramm ein kleines Unterhaltungsprogramm rund um die Vorträge auf die Beine gestellt. Auch wenn nicht alles wie geplant lief – mehrere kurzfristige Absagen, nicht nur aus dem Kulturprogramm, stellten Danielas Nerven bis kurz vorm Start auf die Probe („Im Vorfeld war das fast wie ein böses Mantra.“) – lief am Ende doch noch alles gut, resümiert sie. Das hatte sie auch ihrem helfenden Netzwerk zu verdanken. So war Nahost-Experte Aktham Suliman in letzter Minute als Ersatz für Michael Lüders eingesprungen, eine Cellistin hatte, (zwar allerdings kaum spürbar für das Publikum) abgesagt, dafür erfreute man sich an der stillen Tanzperformance „Mandela“, die sich als „künstlerisches Plädoyer für den Frieden“ verstand. Mit Ulrich Mies, Ulrike Guérot, Aktham Suliman hatten sich drei hochkarätige Redner gefunden, jeder mit eigenem Fokus, jeder für sich auf radikale Weise Augen öffnend, aber auch inspirierend und Hoffnung schaffend.
Wir haben es mit einem „schleichenden Putsch gegen die Demokratie“ zu tun. In gewohnt provokanter Manier rechnet Ulrich Mies ab: Pfizer, Google, Amazon und Co. seien zu „arroganten Erziehungsberechtigten“ geworden, während Herrschende mit Schreckensszenarien von 9/11 bis zur Corona „Plandemie“ Angst verbreiten. Doch am Ende haben wir die Wahl: einfach mal den Stecker rausziehen, um der „volksverhetzenden Verblödungsindustrie“, den Medien, den Zugang zu verweigern und sich für Alternativen engagieren, statt, wie von einem der Zuschauer gefordert auf Initiativen zu warten, um sich zu engagieren. „Gehen wir’s an.“
„Alles hat eine Vergangenheit“
Wenn Uli Masuth vor der Pause den Satz „Alles hat eine Vergangenheit“ in den Raum wirft, zieht sich diese scheinbar banale Feststellung im weiteren Verlauf fast wie ein roter Faden durch das Programm. Aktham Suliman versucht mit seinem Vortrag das Unmögliche, den Nahost-Konflikt zu erklären, den er selbst nicht mehr verstehe. Aber er habe seine Gedanken geordnet. Es folgt ein historischer Abriss der Entwicklungen in Nahost und der wenig erbaulichen Frage, was wohl aus den Kindern in Gaza in 10 Jahren wird. Über Donald Trump, dessen Ehrlichkeit („Ich will Öl., Ich will Rohstoffe.“) bei der Suche nach einem „Friedensabkommen“ im Ukraine-Russland-Konflikt Suliman hervorhebt, geht der Blick nach Syrien. Als gebürtiger Syrer erscheint ihm die Umdeutung des ehemaligen Terrorregimes nahezu über Nacht „surreal“. Gerade noch als Terroristen verteufelt, sind sie nun als neue Herrschende die Guten. „Aber ich habe meinen Kopf behalten“, sagt der ehemalige Al Jazeera-Korrespondent mit dem keinesfalls resignierten Lächeln eines aufmerksamen Beobachters.
Kurz darauf ergreift Ulrike Guérot das Wort. Gemeinsam blicken wir in die Vergangenheit – und von dort nach vorne. Es geht um Grenzen in Europa, geopolitische Machtverhältnisse, mögliche Neuordnungen. „Wir befinden uns in einer Zeitenwende“, Ausgang offen. Guérot stellt die Thesen ihres Mitte Mai erscheinenden neuen Buches vor. Ihr Gedankenexperiment ist ein Versuch, ein inspirierender Ein- und Ausblick in das Gewesene und das Kommende. Auf dem großen Bildschirm projiziert werden Landkarten, allesamt seien diese im Internet zu finden. Eine neue, vielleicht von globalen Machthabern geplante, Neuordnung? Wir sehen mögliche, künftige Verschiebungen von Ländergrenzen, denen in der Vergangenheit in der Regel Kriege vorausgingen. Wird es in Europa einen Krieg geben? Wir wissen es nicht. Was zählt ist die Rückbesinnung auf das, was wir sind, als Europäer. Die letzte Karte ist über 500 Jahre alt und weist, vielleicht, einen Blick nach vorne. Wir sehen Europa, gezeichnet als Frau mit Kleid und Krone, den Blick nach Nahost gerichtet, abgewendet von den USA, die Füße auf dem heutigen Russland. „Europa ist eine Frau, sie ist eine Königin und sie ist schön“ Dreimal wiederholt Guérot diesen Satz, sodass er auf wunderbare Weise hängenbleibt und von vielen der hier heute Anwesenden mit nach Hause genommen wird.
Nach kurzer Pause ist der Saal deutlich geleert, sodass viele die Impulse der letzten Sprecherin, die medienschaffende Immobilienmaklerin Silke Schröder, leider verpassen. Im abschließenden Panel nutzen die Anwesenden die Chance zur Diskussion.
Und am Ende gibt es noch eine gute Nachricht. Rund 550 Euro konnte Daniela Schramm an den rumänischen Heilort Salohea (siehe dazu auch den Artikel auf Seite 6 dieser Ausgabe von MWM) überweisen, Ergebnis einer Spendenaktion für die am Rande der Veranstaltung gesammelt wurde. Es ist Geld, das dringend gebraucht wird, für ein Projekt, das Hoffnung schafft und vorlebt, was in dieser Zeit vielerorts fehlt: Aufgewachtsein gepaart mit echtem Engagement. Um es – nochmal – mit Worten von Ulrich Mies zu sagen: „Gehen wir’s an!“
Von Daniela Aue-Gehrke (für die Genossenschaft "Menschlich Wirtschaften eG")

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